12. Juli 2019 Thema: Familie & Kinder Von Carsten Löcker
Die am Mittwoch (10. Juli) im Landtag diskutierten Pläne der Landesregierung für ein neues Kita-Gesetz enthalten aus Sicht der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) nicht die passenden Maßnahmen, um den Fachkräftemangel zu beenden und die von ver.di geforderte Ausbildungsoffensive einzuleiten.
„Viele Punkte des Gesetzes gehen in die richtige Richtung, um die frühkindliche Bildung für die Kinder aber auch die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in den Kitas zu verbessern. Trotzdem sehen wir noch große Lücken“, bemängelt Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt die Forderungen der Landesregierung. „Der Gesetzesentwurf reicht in der aktuellen Form nicht aus, um die bisherige Unterfinanzierung auszugleichen und die zukünftigen Herausforderungen zu lösen. Außerdem wird er der notwendigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kindertagesstätten in NRW nicht gerecht.“
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert für den Bereich der Kindertagesstätten seit Jahren einen verbindlichen Fachkraft-Kind-Schlüssel, mindestens nach den Empfehlungen der OECD. Dafür müssten die Finanzmittel aber noch weiter erhöht werden.
Die schlechten Arbeitsbedingungen sowie die unzureichende Vergütung der Kitabeschäftigten seien ausschlaggebend dafür, dass das Problem des Nachwuchsmangels in diesem Bereich weiterhin ungelöst sei. Trotzdem müsse der Blick nicht nur auf die Aktivierung neuer Fachkräfte gelegt werden, sondern auch darauf, Beschäftige im Beruf zu halten: „Viele Kolleginnen und Kollegen gehen nach der Ausbildung noch einen Schritt weiter und setzen ihren Bildungsweg mit einem Studium fort. Andere gehen frühzeitig in Rente oder arbeiten aufgrund der hohen körperlichen Belastung nur noch in Teilzeit – die Fluktuation ist groß und ein Symbol der teilweise fatalen Bedingungen“, so Schmidt. Eine Verbesserung könne laut ver.di nur über festgelegte gesetzliche Mindeststandards und einen Fachkraft-Kind-Schlüssel erzielt werden.
„Wenn wir jetzt noch dazu übergehen, die Öffnungszeiten weiter auszubauen und zu flexibilisieren, wird die bereits bestehende Problematik nur verschlimmert. Mit dem Einsatz von Tagesmüttern in den Randzeiten wird die Bindung zwischen Kind und Bezugsperson erschwert“, ergänzte Schmidt. Wenn man zusätzlich noch dazu überginge pädagogisch interessierte Personen einzustellen, würde die indirekte Steuerung der Dequalifizierung des Berufes noch weiter verstärkt.
Die am Dienstag von einem Aktionsbündnis vor dem Landtag übergebenen 80.000 Unterschriften gegen die Reformen seien ein klares Signal, das die Forderung der Gewerkschaft unterstreiche.
„Das Ziel der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt auch für Beschäftigte der Kitas! Wir fordern deshalb klare gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen“, so Schmidt abschließend.